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VERNISSAGE Juni 2006 Eine ehemalige Klosterkirche als neutraler Ort: Galerie der Stadt Wolfsberg in Kärnten weiß getüncht, das Kreuzrippengewölbe oberhalb der Chorempore ziegelfarbig strukturiert; schmucklos. Für diese Räumlichkeiten hat Theres Cassini einen dreiteiligen Objekt/ Plastik/ Fotografiezyklus geschaffen, in dem es um Körperlichkeit, Abhängigkeit, Hörigkeit und Behausung im Sinne von Emotionskerker geht. Am Anfang waren die „Behausungen“. Fund- und Sammelstücke; Laubsägearbeiten, Plastikspielzeug, Puppenhäuser aus mehreren Generationen zurück, aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Die Behausungen allesamt weiß getüncht neutral ohne Erinnerung; renoviert, auf ihre äußere Form zurückgebildet. Daraus quellen Körpermassen, die mitunter an innere Organe erinnern. Entwohnen sich gleichsam ihren Kerkern, „sprengen eingefahrene Lebenssituationen“. Oben, auf dem ehemaligen Chorumlauf stehen nackte „Bettpuppen“ aus den 50er Jahren. Geschlechtslos, deformiert, stumm manchmal mit Geräuschkanülen im Bauch mit dem Rücken dem Betrachter zugewandt. Den Blick auf ein amorphes Höherwesen gerichtet, die Behausung ist die Galerie selbst der ehemalige Sakralraum? Theres Cassini arbeitet in visuellen Zusammenhängen. Ready mades, gesammelte Fundstücke setzen den konzeptuellen Ausgangspunkt. Applikationen, malerische oder skulpturale Eingriffe entheben diese Objekte ihrer vorangegangenen Geschichte/ Bedeutung, die so eine neue Zuweisung gewinnen. Im dritten Grad erfolgt die Verschmelzung in der Zweidimensionalität, gleichzeitig mit einer Verfremdung zur eigentlichen, anderen Wirklichkeit hin. Die fotografische Abbildung nämlich erhält sinngebend-verdichtende Beziehungsattribute bei. In dem Projekt „Leibes Hausung“ unterlegt Theres Cassini den sich entwohnenden „Behausungen“ „Nahaufnahmen/ Portraits mit großer Gefühlsintensität aus klassischen Filmsequenzen“ und erreicht so eine „neue Emotionsqualität“. Ein großartiges Puppentheater spielt sich ab in der altehrwürdigen Baulichkeit. Die Ikonen der Filmindustrie befreunden sich mit einer ihnen angebotenen Leibesmasse, fließen dräuend aus ihren Hollywoodstudios, die Geste, der schöne Schein gerinnt zu einer Ästhetik der Vergänglichkeit; die Angebeteten sind der Barmherzigkeit ausgeliefert, die Künstlichkeit sublimiert sich zur Kunst, der gerettete Kitsch erfährt sich als begnadeter Ekel. Die Fotokünstlerin Theres Cassini baut sich ihre Motive selbst. Generiert via Kamera und Computer Abbilder einer Idee, die sich aber schon im Modell emanzipiert hatte als autonomes plastisch-skulpturales Kunstwerk, das sich wiederum im mutativen Prozess in die Zweidimensionalität erweitert. Zur Person: Theres Cassini ist 1960 in Kärnten geboren. Nachdem sie die HTL absolviert hatte, wurde sie Betriebstechnikerin für Maschinenbau, schlug aber 1986 eine gänzlich andere Laufbahn ein: Sie beteiligte sich an der Galerie Ambiente. zurück zu Rezensionen - eine Auswahl |