KRONE BUNT 8. Sept. 2002

VON ELFEN VERZAUBERT von Stefan Weinberger

Kewpie (sprich:Kjupie) - als streunendes Katzenbaby im Sommer 1994 verwahrlost aufgelesen und Johnny - ein rassiger, gold-dunkelbraun getigerter Italo-Kater - sind ein Katzenpärchen, wie es sie wohl in zig Haushalten gibt. Die ein sorgenfreies Dasein fristen, dann und wann auf Mäusejagd gehen, nach Milch und anderen Leckereien maunzen oder es sich schläfrig-schnurrend auf der Fensterbank bequem machen.
Wenn da nicht an einem heißen Sommertag plötzlich seltsam geflügelte,
winzig kleine menschenähnliche Wesen beim offenen Fenster herein geflogen kämen: Respektlose kleine Elfen, die mit schrillem Gezirpe und Gekicher durch das Haus flattern, im Wohnzimmer auf Kaffeetassen tanzen, von der Torte naschen, ihr Spiel mit den beiden Hauskatzen treiben, den friedlich in der Sonne dösenden Johnny in einen Tigerelf verwandeln und die beiden Ahnungslosen schwupp-di-wupp zu den Stars eines Bilderbuchs machen! Frei nach dem Motto: "Kitsch as Kitsch can", bitten Theres Cassini und ihr Mann Franz J. Schaudy zu einem märchenhaften Elfentanz in einer entzückenden und perfekt inszenierten Scheinwelt. Erinnerungen an "Peterchens Mondfahrt" mit einem Schuss
tierischem "Sommernachtstraum" werden wach - "gut miaut, Stubentiger!"
"Alle Menschen brauchen Märchen, daher ist das Buch nicht nur herrlich für Kinder, sondern auch für Erwachsene!", sagt Theres Cassini, die auf großflächigen Fotomontagen putzige Elfenkinder, die auf die Namen Ackerwinde, Mohnblume oder Rubrumlilie hören, in von ihr entworfenen Kostümen auf Katzenjagd schickt.
Franz J. Schaudy, promovierter Psychologe, rückt mit einem modernen Märchen die bunt-phantastischen Bilder von der verzweifelten Kewpie, die ihren Johnny um jeden Preis wieder zurückhaben möchte, ins philosophische Licht: "Märchen sind auch Aufarbeitungsgeschichten, angesiedelt zwischen Traum und Realität - außerdem sind sie ideale Projektions- und Identifikationsflächen, sie ermöglichen es uns, unbewusste Konflikte, Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste in der Phantasie aufzuarbeiten..."
Märchen als Therapie? Schon Albert Einstein erkannte deren Potenzial:
"Phantasie ist wichtiger als Wissen. Wissen ist begrenzt, Phantasie aber umfasst die ganze Welt..."


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