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Kleine Zeitung 12. Juni 2020
KELAG SCHAUKRAFTWERK FORSTSEE
Wie ein Mobile aus Fahrradfelgen
Theres Cassioni stellt kinetische Objekte im Forstsee-Kraftwerk aus. Es sind organische, poetische, leichte Skulpturen, die schweben.
Der Kontrast ist spannend: hier die denkmalgeschützte Wörthersee-Villa von Franz Baumgartner mit Blick auf den See, die eigentlich ein Kraftwerk mit Druckleitungen, Pumpen und Stahl ist. Darin ein lichtdurchfluteter Raum, der von der Kelag in Kooperation mit der Galerie3 mit Kunst bespielt wird. Diesmal sind es die biomorphen, textilen Skulpturen der in Wien lebenden Kärntner Künstlerin Theres Cassini, die - in einer mobile-artigen Konstellation arrangiert - den Raum verzaubern.
Leicht schwanken die mehr als 20 kugelförmigen Objekte im Luftzug, verändern die Wahrnehmung. "Die Bewegung lässt uns den Raum neu begreifen", meint die Künstlerin, die sich schon seit Langem mit dem Phänomen des Schwarms beschäftigt. Zuletzt zeigte das O&O Depot der Architekten Laurids und Manfred Ortner in Berlin ihren "Gurkenschwarm". Da waren die mit Militäry Prints überzogenen Gebilde noch langgezogene Kugeln, Gurken gleich. In Techelsberg, "wo der Radweg direkt am Ausstellungsgebäude vorbei führt" (Cassini), sind es Textilobjekte, die über je fünf alte Radfelgen gespannt sind. Die mit Tarnstoffen in Leoparden- oder Tigeroptik überzogenen Kugeln erscheinen in dem Krafztwerk "wie von der Maschine ausgespuckt", meint Theres Cassini. Mit ihren Urkörpern, die auch "getarnte Viren" sein könnten, schwimmt der Besucher in Corona-Zeiten durch ein luftiges, poetisches Universum.
Die Künstlerin atmet beim Rundgang durch das Kraftwerk genießerisch den Geruch von Metall und Schmieröl ein: "Ich habe ja in der HTL Maschinenbau und Betriebstechnik studiert", erzählt sie.
Um gleich darauf von Trakl Gedichten, die sie ebenso inspirieren wie die Erkenntnisse des Mathematikers Leonhard Euler, zu schwärmen.
Karin Waldner-Petutschnig
Urkörper-Schwarm, Theres Cassini, Schaukraftwerk Forstsee, Techelsberg, Saag 15.6. bis 20.8.

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