Natur gefroren und erstickt

   
   
   

Theres Cassini bannt die Flora auf Plexiglas.

Klagenfurt. Wenn sich die Luftfeuchtigkeit im Winter an den Fenstern niederschlägt und gefriert, wachsen Eisblumen. In komplexen, kristallenen Mustern breiten sie sich über Glasscheiben aus. Theres Cassini, als Skulptur- und Fotokünstlerin in Wien lebende und arbeitende Gailtalerin, greift das Phänomen paradox auf und kreiert Blumen im Eis. Sie fotografiert durch Schockgefrieren zum Stillstand gebrachte Blüten und Blätter. Die Nahaufnahmen als Prints auf Plexiglas gebracht, verbunden mit einer Glasplatte, welche Daten über Kohlendioxidemissionen zu Protokoll gibt, sind mit Lichtquellen diaphan ausgeleuchtet. Die Transformation einer blühenden Flora geht auf in abstrakten, farbigen Strukturen und toten Zahlenreihen.

Mit einem Shakespearezitat nennt die Künstlerin ihre Objekte "Glühend Eis" und stellt sie so in den Interpretationsrahmen des "Sommernachtstraumes", eines Stückes, das die Eindeutigkeit des Gezeigten infrage stellt. Cassini legt konkret den Widersinn einer Konservierungsmaßnahme auf Kosten eines enormen CO2-Ausstoßes offen. Stillleben im Doppelpack, als Resultat und Ergebnis. Natura morta gefroren und erstickt. Die Metamorphose des siedenden Gefrierpunktes oder der eiskalten Kernschmelze.

Willi Rainer

Galerie 3, Klagenfurt, bis 30. April 2011

 


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